Station 10: Froschstein

Froschstein

Der Froschstein (Abb. 1 und 2) ist ein sehr spezieller Stein auf dem Solothurner Megalithweg. Beim vorderen Teil des Findlings, der dem Kopf eines Frosches oder einer Kröte ähnelt, ist wohl insbesondere bei der Mundpartie etwas von Menschenhand nachgeholfen worden. Die im hinteren Teil des Steines sichtbare zu einer gangartigen Höhlung führenden Öffnung, die als eine «Gebäröffnung» interpretiert werden kann, ist sicher künstlich entstanden.

Der Froschstein scheint ein Beispiel für einen Findling mit kultisch-religiöser Bedeutung zu sein. Nun fragt es sich allerdings, wie ein so unscheinbares Tier wie ein Frosch oder eine Kröte eine religiöse Bedeutung haben kann. Um das zu verstehen, müssen wir in der Religionsgeschichte weit zurückgehen. In der Mythologie von Alteuropa, der jungsteinzeitlichen Kultur Südosteuropas, war die Kröte mit Geburt, Schwangerschaft oder dem Mutterleib verbunden. So nahm die Grosse Göttin als Lebensspenderin neben anderen Tieren auch die Form einer Kröte an. Es wurden kleine Statuetten gefunden, die ein Mischwesen aus Frau und Kröte darstellen, wie Abb. 3 zeigt: Statuette aus Zentralanatolien (mit dem Alteuropa enge Beziehungen pflegte) aus dem 6. Jahrtausend v.Z. Abb. 3a zeigt eine Bronzekröte als Votivgabe von der Peloponnes, ebenfalls aus dem 6. Jahrtausend v.Z. Aber auch in späteren Epochen wurden Kröten aus verschiedenen Materialien in etruskischen, griechischen und römischen Heiligtümern und Gräbern entdeckt, z.B. eine Kröte aus Elfenbein aus einem griechischen Heiligtum bei Sparta aus dem 6. Jahrhundert v.Z. (Abb. 3b). Selbst bis zum heutigen Tag werden von Bayern bis Ungarn und Kroatien aus unterschiedlichen Materialien gefertigte Kröten als Votivgaben für die Jungfrau Maria verwendet. Abb. 3c zeigt links ein Beispiel aus Bayern, rechts ein solches aus Oberösterreich (Abb. 3 – 3c aus: Gimbutas).

Der Froschstein zeigt neben dem wahrscheinlichen kultisch-religiösen obendrein noch einen astronomischen Aspekt. Eine Untersuchung hat ergeben, dass die künstliche Öffnung bzw. die Höhlung im Hinterteil des Steines (Abb. 2) auf den Monduntergang bei der nördlichen Grossen Mondwende gerichtet ist. So scheint der Froschstein eine Illustration dafür zu sein, wie sich kultisch- religiöse und astronomische Aspekte verknüpfen.

In einer Entfernung von etwa 500 Metern vom Froschstein liegt ein ziemlich grosser Findling, der als einzige Bearbeitung eine auffällige Rille aufweist (Abb. 4 bis 6).

Um der Bedeutung dieser Rille auf die Spur zu kommen, wurde ihr Azimut auf der Karte eingetragen – und es zeigte sich, dass sie ungefähr auf den Froschstein hinweist. Aus der Karte ist zudem ersichtlich, dass die Fortsetzung der Verbindungslinie Rillenstein – Froschstein ziemlich genau zur höchsten Stelle der Martinsfluh, wo ein grosser Block neben anderen Steinen liegt, hinführt. (Abb. 8 und 9).

Nun stellte sich die Frage, ob vom Rillenstein (auf der Karte Nr. 1) aus die Stationen Froschstein und Martinsfluh (auf der Karte Nr. 2 und 3) ohne Bäume überhaupt sichtbar wären, zumal zwischen Rillenstein und Froschstein auch noch eine Hügelkuppe (auf Karte 1a) ist, welche die Sicht behindern könnte. Die aus der Karte entnommenen Höhen- und Entfernungsdaten ergaben dann, dass – ohne Bäume – durchaus eine Sichtverbindung bestünde und die Hügelkuppe (1a) sogar so etwas wie eine Visur darstellt (Abb. 10).